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Vermarkte mich, Reckitt Benckiser!

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Das Problem kennen wir alle: Uns fehlt schlicht die internationale Markenexpertise, um einen Schlussstrich unter beschämende Profile in sozialen Netzwerken zu ziehen. Eigentlich müssten wir über ein Onlinewerkzeug verfügen, um unser persönliches Internet-Profil so aufzubauen, wie Marketingexperten eine erfolgreiche Marke. Doch die Zeiten grausiger Fehltritte ist vorbei, denn nun beschert uns der führende Hygieneartikelhersteller Reckitt Benckiser mit “Brand Me” die reinigende Rettung – und sich selbst ein cleveres Instrument der Nachwuchsrekrutierung. Ein Hoch, auf solch’ Bauernfängerei!

Employer Branding, die strategische Führung der Arbeitgebermarke, ist offensichtlich wieder stärker als Disziplin gefragt. Der so genannte War of talents, und damit der Krieg um die Besten, geht in eine neue Runde. Es mutet allerdings schon fast dreist an, was Reckitt Benckiser (RB; Achtung, steht nicht für Red Bull!) jüngst an Spitzenlösung präsentiert hat in einer Pressemitteilung, aus der hier alle kursiv gesetzten Passagen zitiert sind, damit man’s mir glaubt. Zwar räumen als Absender der Veröffentlichung, die RB Deutschland GmbH aus Mannheim und die RB Pressestelle bei Grayling aus Frankfurt am Main, schon gleich im ersten Absatz ein, dass Brand Me auch ein Bewusstsein und Verständnis für die einzigartige Unternehmenskultur von RB schaffen soll. Doch vor allem will der Retter, dass uns der Umstieg vom Studium ins Berufsleben gelingt. Weil, wie jeder weiß, eine kurze Google-Suche nach sich selbst deutlich macht, wie überlebenswichtig eine solche Unterstützung in der kalten, digitalen Welt ist. Brand Me zaubert uns nicht nur ein Lächeln aufs Gesicht, sondern lässt andere die Anwender sehen, wie sie auch von anderen gesehen werden möchten. Und plötzlich war ich Johnny Depp und Angelina Jolie in einem!

brandme.jobs

Brand Me, ein Screenshot der Starseite mit Schäfchen-weißen Wölkchen sieht man oben, mischt Unterhaltung, Tipps und Videoinhalte von RB-Markenexperten und fußt sogar auf Ideen eines Professors für Wirtschaftspsychologie am University College in London, der allein für seinen Nachnamen einen Nobelpreis verdient hätte: Chamorro-Premuzic. Seine Erkenntnisse und Vermarktungseinsichten münden in wertvolle Hinweise zur effektiven Imagepflege. Juch-hu! Brand Me verbessert Selbstdarstellung gegenüber zukünftigen Arbeitgebern, analysiert individuelle Social Media-Profile inklusive Reputationsmanagement, rät zu Kontaktaufbau und Eigenmarkenausbau. Wow! Der eingekaufte Chamorro-Premuzic spricht großzügig unmerklich zurückhaltend von einem großartigen Portal, das jedem hilft, einen guten Eindruck auf dem hartumkämpften Arbeitsmarkt zu hinterlassen. Ja doch, ich will! A self-branding superstar is born!

andraea

Ebenso bescheiden gibt sich Arbeitgeber RB, für den die ebenso spitzenmäßig mit dem Doppel-Whopper Dawson-Shepherd benachnamste Andraea (sic!) und dem elefantösen Titel geschmückte SVP Global Corporate Communication and Affairs (kurz: SVPGCCaA?) zweifelsohne noch zurückhaltend formuliert, ihr Unternehmen stehe allenfalls dafür, permanent den Markt verändert und ständig die Grenzen des Möglichen überschritten zu haben. Puh, dort hat man ja Angst anzufangen zu arbeiten. Klar, das Digitalfuturejobtool bietet Berufsanfängern einen wirklichen Vorteil beim Finden von beruflichem Erfolg und einer ganz persönlichen Arbeitskultur. Vielleicht der ersehnte Himmel auf Erden? Oder sie sagt im allerletzten Satz dann doch, worum es RB tatsächlich geht: “Brand Me präsentiert das Unternehmen den Menschen, die unsere Werte teilen, und vermittelt wertvolle Eindrücke, die zeigen, was nötig ist, um bei uns erfolgreich zu sein.” Klingt fast, wie ein robotergesteuerter Zugangscode an einer Sekten-Pforte: Warum nicht gleich “Brand me, rescue me!”? Übrigens behauptet die gute Andraea auch im firmeneigenen Blog “My RB opportunity”: “Why working at RB is like a thrilling white knuckle ride!” Wie aufregend, chrrrr.

Wenn Sie mich fragen: Dieser Arbeitgeber scheint die plumpe Offensive ziemlich nötig zu haben. Aber R&B ist halt nicht P&G.

Der Beitrag Vermarkte mich, Reckitt Benckiser! erschien zuerst auf Garbers Gazette.


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